Mit Zuversicht aufs Land blicken
(30.06.2025) Die Jahrestagung des Landseniorenverbandes Thüringen e.V. stellt alljährlich einen Höhepunkt im Verbandsleben dar. In diesem Jahr trafen sich die Thüringer Landsenioren am 26. Juni in Apfelstädt wo zu Beginn Viktoria Kißlinger über die Arbeit des Landesseniorenrates Thüringen berichtete. Sie erläuterte die Struktur des Landesseniorenrates, dessen Aufgaben und die Arbeitsinhalte. Vor allem die Themen Altersarmut, medizinische Versorgung, Bildung und Pflege sind Schwerpunkte, mit denen sich die Mitglieder des Landesseniorenrates befassen. Landseniorenpräsident Gerold Schmidt ist ebenfalls Mitglied im Gremium und bringt dort die Interessen und Probleme der älteren Menschen im ländlichen Raum ein. Victoria Kißlinger verwies auf die zahlreichen Publikationen, wie den Seniorenreport, die auf der Webseite des Landesseniorenrates Thüringen angeboten oder bei der Geschäftsstelle bestellt werden können. Die Referentin erklärte auch, dass sich die Kreisverbände jederzeit an die Geschäftsstelle wenden können, falls sie Unterstützung benötigen.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt des Thüringer Ministerpräsidenten Mario Voigt vor den fast 100 Landseniorinnen und Landsenioren. Das Motto der Landsenioren, „Einander helfen – Freude erleben“ sei auch ein Motto für Thüringen, so der Ministerpräsident. Er stelle fest, dass wieder Zuversicht im Land herrsche. Als Schwerpunkte der Thüringer Regierung sehe er wirtschaftliches Wachstum für Thüringen als prioritäre Aufgabe, den Abbau von hemmender Bürokratie und die Investition in Bildung und medizinische Versorgung. Der Ausfall von Schulstunden und die 117 unbesetzten Hausarztstellen betrachtet der Ministerpräsident als große Probleme, die jetzt angegangen würden. Zum Haushalt erklärte Voigt, dass wir uns nicht mehr alles leisten können. Mittel würden nur dort eingesetzt, wo es das Land voranbringe. So werde es Änderungen beim Bürgergeld geben, das Renteneintrittsalter werde nicht erhöht, da setze er mehr auf eine „Aktivrente“. Wer dazu verdienen will, der solle es auch im Portemonnaie spüren.
Hinsichtlich der Entwicklung des Ländlichen Raumes sei ein Investitionsprogramm für kleine Dörfer aufgelegt. Jetzt sei es wichtig, dass die Menschen wieder mit Stolz auf Thüringen und seine Leistungen blicken. Zur Migrationspolitik betonte Voigt energisch, dass er kein Verständnis für ein plumpes „Ausländer raus“ habe. Thüringen müsse weltoffen sein, aber es gebe auch klare Konsequenzen, wer sich nicht an die Regeln halte. Der Ministerpräsident rief den Seniorinnen und Senioren zu: „Lassen Sie uns mit Zuversicht auf unser Land blicken!“
Aus aktuellem Anlass befasste sich der zweite Teil der Jahrestagung mit den Geschehnissen des Bauernkrieges 2025. Prof. Dr. Stefan Michel vom Institut für Evangelische Theologie an der TU Dresden zeigte anschaulich auf, wie sich die Bauernaufstände vom Süden her ausbreiteten und Thüringen zu einem der Zentren der Bewegung wurde. Sein Hauptaugenmerk legte der Kirchenhistoriker auf die Forderungen der einzelnen Haufen, die regional sehr verschieden waren. Die zeitlich enge Verknüpfung von Reformation und Bauernaufständen spiegelte sich auch in den 12 Memminger Artikeln wider, die Grundlage vieler regionaler Forderungen waren. An Beispielen der Forderungen der Haufen aus Neustadt/Orla, Ichtershausen und Frankenhausen wurde deutlich, dass es kein zentrales Programm der Aufständischen gab. Auch waren nicht nur Bauern an den Aufständen beteiligt. Handwerker, städtischen Bürger, selbst manche Landesherren unterstützten die Forderungen. Konkrete Forderungen, wie das Recht auf freie Rede, freie Pfarrerwahl, Schutz vor unrechtmäßiger Gewalt, die Errichtung einer ordentlichen Schule oder die Reduzierung des Zehnten sind einige Beispiele dafür. Für mehr zu diesem Thema verwies Prof. Michel auf die Publikationen von Prof. Dr. Joachim Bauer, Mitglied der Historischen Kommission für Thüringen. Über die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ist z.B. das Buch „Der Bauernkrieg in Thüringen 1525“ erhältlich. WH