Wie funktioniert die ärztliche Versorgung und die Pflege im Alter?
(11.04.2025) Was kann unser Gesundheitssystem leisten? Wie wird sich die ärztliche Versorgung in Thgüringen entwickeln? Was kommt auf mich zu, wenn ich oder ein Angehöriger pflegebedürftig wird? Alle diese Fragen waren Thema der Vertretreversammlung des Landseniorenverbandes Thüringen am 10. April 2025. Dazu erläuterte Thüringens Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie, Katharina Schenk, die gegenwärtige Situation und die Aufgaben, die vor der neugewählten Regierung stehen. Für die Pflege stellen der Fachkräftemangel und die extrem gestiegenen Kosten eine enorme Herausforderung dar. Die meiste Pflege erfolge jedoch Zuhause. Deshalb müsten die pflegenden Angehörigen stärker in den politischen Fokus gerückt werden. Die Ministerin kündigte an, dass im Juni ein Pflegeentwicklungsplan vorgestellt werde, der die pflegenden Angehörigen entlasten soll. Auch ein Pflegeentwicklungsgesetz sei in Arbeit. Die notwendige kommunale Planung, insbesondere die Senkung der Investitionskosten für die Angehörigen, benötigten aber bundesseitige Unterstützung. Kernproblem sei die Versicherung.
Zur Entwicklung der ärztlichen Versorgung kündigte die Ministerin an, dass es auch künftig weitere Krankenhausschließungen geben werde, weil nicht jedes Krankenhaus jede Leistung erbringen könne. Dazu fehle einfach das Fachpersonal. Als Lösungswege verwies sie auf das gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) gegründete Stiftung, die jungen Ärzten den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern sollen. Bereits an den Universitäten soll dafür geworben werden. Auch der Aufbau weiterer Medizinischer Versorgungszentren (MVZ) und der Ausbau des Projektes „AGATHE“ seien vorgesehen. Hinsichtlich der Zielstellung, dass jeder, auch aus den Dörfern, innerhalb von 20 min einen Arzt erreichen soll, müsse die Luftrettung in Thüringen weiter ausgebaut werden.
Viele Fragen bewegten die Landseniorinnen und Landsenioren, u.a. zum Pflegebeitrag, der für Rentner doppelt so hoch ist, wie für Arbeitnehmer, zur Dauer der Anerkennung der Abschlüsse für ausländische Ärzte, zum Budget für Ärzte oder zur fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen. Ministerin Schenk beantwortete geduldig die zahlreichen Fragen und weckte Hoffnungen auf praktikable Lösungen.
Das Projekt „AGATHE“ stellten Christiane Herrmann und Doreen Klauder vom AGATHE-Beratungsteam des Ilm-Kreises vor. Im Programm AGATHE beraten Fachkräfte ältere Menschen, die einsam werden könnten oder schon einsam sind. AGATHE ist 2021 gestartet. Inzwischen machen vierzehn Landkreise bzw. kreisfreie Städte mit. Die AGATHE-Beraterinnen besuchen ältere Menschen Zuhause und geben in den vielfältigen Bereichen des tägliche Lebens Hilfestellung, wie z.B. dem Umgang mit digitalen Medien, Fragen der Sicherheit oder der Vorsorge. Oft genüge es, wenn nur mal zugehört wird oder die besuchten Personen wissen, an wen sie sich mit Fragen und bei Problemen wenden können, sagt Doreen Klauder. Vom Beraterteam wird beispielsweise auch der Transport der Rentner und Rentnerinnen zum jährlichen Seniorensommerfest in Ilmenau organisiert. Die Leistungen im AGATHE-Programm seien kostenlos, betonen die Beraterinnen.
Aus der Pflegepraxis berichtete Steffen Tim, Geschäftsführer Diakonieverein Orlatal e.V. Er legte dar, welche Leistung die Pflegeeinrichtung in seinem Bereich leistet und sensibilisierte die Anwesenden sich rechtzeitig zu informieren, welche Pflegeeinrichtung in Frage komme. Recherche, Besichtigung und Gespräche mit dem Pflegepersonal seien unabdingbar. Zwingend müsse man sich darum kümmern, dass eine Vorsorgevollmacht erteilt werde. Auch später sei eine ständige Kommunikation mit dem Pflegepersonal sehr wichtig. Heftig wurden die Ausführungen zu den Kosten von den Anwesenden diskutiert, die Steffen Timm sehr offen und detailliert darlegte. Vorallem die Frage, wie die Angehörigen herangezogen werden, wurde sehr intensiv nachgefragt. WH